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Datum: 29.04.2022

»Das Thema Streuobst ist sehr im Kommen«

Der „Tag der Streuobstwiese“ am 29. April ist ein guter Zeitpunkt, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die engagiert Streuobstwiesen pflegen. Hans-Jürgen Fischer (56) aus Schwalbach am Taunus erzählt, wie er mithilfe der Streuobst-Börse des Regionalverbands Mitstreiter gewinnen konnte und auf welche Weise Streuobstwiesen sein Leben geprägt haben.


Hans-Jürgen Fischer prüft die Kirschblüten auf seiner Streuobstwiese.

Herr Fischer, vor etwa einem Jahr suchten Sie Unterstützung für die Pflege einer großen Streuobstwiese in Schwalbach am Taunus. Wie kam es dazu?

Fischer: Es gab die Gelegenheit, eine 13.000 Quadratmeter große Streuobstwiese zu pachten. Mir war von vornherein klar, dass eine solche Fläche für mich allein zu viel Arbeit ist, weil ich noch eine andere private Streuobstwiese betreue. Deswegen suchte ich nach zuverlässigen Leuten, die etwas vom Streuobst verstehen und bereit waren, Aufgaben zu übernehmen. Zu dieser Zeit stieß ich auf die Streuobst-Börse des Regionalverbands und inserierte dort mit Erfolg: Ich fand dort 6 Mitstreiter, die mit mir zusammen diese große Streuobstfläche pflegen und bewirtschaften.

Wie hat sich Ihr gemeinsames Projekt seitdem entwickelt?

Fischer: Die Interessenten waren kein homogener Kreis, sondern Gruppen mit unterschiedlichem Vorwissen und Erwartungen. Daher haben wir die Verantwortung für die große Streuobstfläche gedrittelt. Bei einigen Tätigkeiten unterstützen sich aber alle gegenseitig, etwa bei der Bearbeitung des großen Pflegerückstandes. Die Ernte haben wir ebenfalls gemeinsam gemacht und dabei viel Spaß gehabt. Ein anderes Projekt für die gesamte Fläche war die Erstellung eines Katasters, um den Überblick zu behalten. Wir haben auf unserer Fläche immerhin 86 verschiedene Apfelsorten.

Worin liegt für Sie die Faszination Streuobst?

Fischer: Ich bin familiär vorgeprägt. Für mich sind Streuobstwiesen eine besondere Landschaftsform. Es ist faszinierend, in dieser wunderbaren Kulturlandschaft Äpfel zu pflücken, während am Himmel der Bussard kreist und in toten Baumstümpfen Hornissen ihr Zuhause bauen. Bäume zu schneiden ist aus meiner Sicht eine kontemplative Arbeit. Außerdem kann man sagen: Durch das Streuobst bin ich zu meinem jetzigen Beruf gekommen.

Das müssen Sie erklären.

Fischer: Ich war mit meiner damaligen Tätigkeit im Vertrieb nicht besonders zufrieden. Deswegen habe ich mich mit 45 Jahren beruflich komplett neu orientiert. Meine jahrelangen positiven Erfahrungen auf der privaten Streuobstwiese haben mich bewogen, den Beruf des Baumpflegers zu erlernen. Übrigens eine Entscheidung, die ich nach mehr als zehn Jahren niemals bereut habe.

Apropos Bäume: Seit Januar 2022 nehmen Sie auch an dem vom Regionalverband und dem MainÄppelHaus angebotenen Jahreskurs „Zertifizierter Landschaftsobstbauer“ teil. Wie läuft es denn?

Fischer: Obwohl ich als Baumpfleger schon einiges an Hintergrundwissen mitbringe, lerne ich in dem Kurs bei Josef Weimer sehr viel. Auch Fachleute können in dieser sehr fundierten Fortbildung viel Neues erfahren. Der Kurs des Regionalverbandes ist auch wichtig, weil damit das Streuobst-Wissen in den Kommunalverwaltungen weiter gestärkt wird. Für den Erhalt und den Schutz der Streuobstwiesen braucht es einen langen Atem und langfristige Konzepte.

Würden Sie sagen, dass Streuobst stärker in den öffentlichen Fokus gerückt ist?

Fischer: Ja, das Thema Streuobst ist stark im Kommen, auch bei jüngeren Leuten. Wir leben ja wieder in turbulenten Zeiten, in denen Themen wie Selbstversorgung, pestizidfreies Obst und alte Apfelsorten wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren. Deswegen finde ich die vielen Aktivitäten des Regionalverbandes dazu sehr positiv.

Das Interview führte René de Ridder, Regionalverband FrankfurtRheinMain

Weitere Infos:

Die Streuobst-Börse des Regionalverbands ist eine Plattform zum Suchen und Finden in Sachen Streuobst. Über folgenden Link gelangen Sie direkt dortin: www.streuobst-frm.de/sb

Seit 2019 bietet der Regionalverband FrankfurtRheinMain mit dem MainÄppelHaus und Josef Weimer den Jahres-Zertifikatskurs „Zertifizierter Landschaftsobstbauer“ speziell für seine Verbandskommunen an und unterstützt damit eine Mitgliedskommunen bei Pflege und Erhalt ihrer Streuobstwiesen, indem kommunale Beschäftigte zu Expertinnen und Experten in der fachgerechten Pflege von Landschaftsobstbäumen werden.

Infos zur Fortbildung und zu Streuobstaktivitäten finden Sie unter Streuobst-Wissen und beim Streuobstbeauftragten des Regionalverbands Bastian Sauer unter sauer@region-frankfurt.de.

Kürzlich ist die aktuelle Ausgabe des »Apfelboten« erschienen. Mit dem Magazin möchte der Regionalverband die Bedeutung der hessischen Apfelwein- und Obstwiesenkultur hervorheben und beitragen, die Streuobstwiesen als einzigartige Lebensräume und wichtiges Kulturgut zu erhalten.

Der Apfelbote“ liegt bei den Verbandskommunen und Mitgliedern sowie Partnern der fünf Regionalschleifen der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute aus und kann auf dem Streuobst-Portal heruntergeladen werden