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Datum: 16.09.2021

Der Klimawandel bedroht unser Kulturerbe

Dieser Baum ist einem Unwetter im Staatspark Hanau-Wilhelmsbad zum Opfer gefallen. - Foto: Martin Weckler

Dass der Klimawandel nicht irgendwo anders stattfindet, sondern vor unserer Haustür, mussten wir im Juli schmerzlich erfahren, als Starkregen in ungeahnter Menge ganze Häuser wegspülte und sogar Menschenleben kostete.

Spätestens da wurde allen bewusst, dass der Klimawandel nicht nur Auswirkungen auf die Natur hat, sondern auch auf uns Menschen. Betroffen sind übrigens auch unsere Kulturgüter. Wenn Wohngebäude weggespült werden, sind dabei oft auch denkmalgeschützte Bauten betroffen.

Aber auch weniger offensichtliche Schäden drohen unserem Kulturerbe durch den Klimawandel. Lange Hitzeperioden und Trockenheit auf der einen Seite, schwere Unwetter mit Starkregen und Orkanen andererseits bedrohen archäologische Stätten, historische Bauten und Parkanlagen.

Der jüngst erschienene Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC belegt dabei den eindeutigen Einfluss des Menschen auf das Klimasystem und setzt damit ein weiteres Warnsignal. Bereits heute können wir die sich verändernden klimatischen Bedingungen und ihre Auswirkungen wahrnehmen.

Außenminister Heiko Maas hat es 2020 auf der Konferenz zum „Kulturerbe und Multilateralismus“ auf den Punkt gebracht: „Der Klimawandel bedroht nicht nur unsere Zukunft. Sondern auch unsere Vergangenheit.“

So können sinkende Grundwasserpegel dazu führen, dass Gebäude absacken. Niedrige Luftfeuchtigkeit und extreme Temperaturschwankungen können zu Rissen führen, beispielsweise in hölzernen Altären. Dass diese Bedrohung für unser Kulturerbe näher ist als wir oft denken, zeigen drei Beispiele aus unserer Region.

Die Pfarrkirche St. Alban im Stadtteil Schönberg in Kronberg am Taunus ist auf Hohlpfählen gebaut und steht an einem Standort, der schon öfter durch Starkregen und Hochwasser bedroht wurde. Darunter leidet nicht nur die Gebäudesubstanz, sondern beispielsweise auch die Orgelanlage oder Kunstwerke. Bisher konnten schlimmere Schäden durch Feuchtigkeit oder Hochwasser verhindert werden, doch die zunehmende Feuchtigkeit infolge des Klimawandels bereitet Sorgen und gibt Anlass zu präventiven Maßnahmen, um das Gebäude vor Feuchteschäden zu schützen.

https://www.fnp.de/lokales/kulturgut-alban-schoenberg-gefahr-10353568.html

Der Schlosspark Bad Homburg sieht sich einem anderen Problem ausgesetzt. Bereits in den vergangenen Jahren wurde der Baumbestand des Parks durch anhaltende Trockenheit massiv geschädigt. Im Jahr 2021 musste der Obstgarten im Schlosspark durch die Pflanzung trockenresistenter Bäume wiederhergestellt werden.

https://www.schloesser-hessen.de/de/bewahren/aktuelles/robust-gegen-trockenheit

Auch im Staatspark Hanau Wilhelmsbad kämpft man mit derselben Problematik. Der Park leidet unter den Trockenperioden. Insbesondere in den vergangenen Jahren war es im Rhein-Main-Gebiet außergewöhnlich trocken. Im Jahr 2019 mussten im Park 40 Bäume aufgrund von Trockenschäden gefällt werden. Immer wieder werden bei Baumkontrollen neue Schäden erkannt: Etwa jeder fünfte Baum ist aufgrund der Dürre gefährdet. Auf der anderen Seite sorgen auch Unwetter und Sturmereignisse für erhebliche Schäden im Park, bringen Bäume zu Fall und verwüsten das historische Gelände. Im Hinblick auf den Klimawandel werden neben der Dürre solche Sturm- und Unwetterereignisse zunehmen.

https://www.op-online.de/region/hanau/hanau-hessen-drama-staatspark-wilhelmsbad-zr-12830922.html

Vor allem alte Bäume können sich nicht an die Hitze anpassen und leiden unter Krankheiten und Schädlingen. Ein Bewässern der Parkanlagen kann angesichts der Trinkwasserknappheit auch keine Lösung sein. Hier sind innovative Ideen für die Zukunft gefragt, denn diese Dürrperioden werden zunehmen. Mit solchen Ideen beschäftigt sich das Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel, das 2019 gegründet wurde. In Forschungsvorhaben geht es unter anderem um Bewässerungsstrategien oder die Nachzucht klimaresilienter Baumarten.