Historische Kulturlandschaft online entdecken
Regionalverband modernisiert und erweitert sein Kataster
In Rodgau Nieder-Roden steht ein fast drei Meter hoher Betonzylinder mitten im Wald. Wer hat den grauen Koloss erbaut? Wozu hat er gedient? Das Kulturlandschaftskataster des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain weiß Antworten: Der Einmannbunker sollte einst die Wachen des Straflagers Rollwald schützen. Dieses Relikt aus der düsteren Zeit der NS-Herrschaft gehört zu den neuesten Einträgen des Katasters, das ausführlich über die zahlreichen Elemente der Kulturlandschaft hierzulande informiert.
Vom kleinen, im Wald versteckten Grenzstein, über Hohlwege und Kapellen bis hin zum Weltkulturerbe Limes finden sich online im Kataster jetzt insgesamt etwa 27.000 Elemente. Es unterscheidet nach Kulturdenkmälern wie Boden- und Baudenkmäler und den - nicht denkmalgeschützten - kulturhistorischen Landschaftselementen (KHLE). Die Daten hat der Regionalverband selbst sowie mit Hilfe von Externen erhoben und in den vergangenen Monaten aktualisiert. So sind über 400 neue Elemente hinzugekommen. Ein technisches Schmankerl ist die Möglichkeit, historische Karten einzublenden: Zum Beispiel topographische Karten ab 1876, Luftbilder von 1935 oder auch die „Historische Karte der Rhein-Main-Region“, die der Verband selbst entwickelt hat.
Ein besonderes Augenmerk legt der Regionalverband auf Kulturhistorische Landschaftselemente, die insgesamt weniger Aufmerksamkeit erhalten, weil sie nicht denkmalgeschützt sind. Es sind wichtige Spuren, die der Mensch hinterlässt, sobald er die Landschaft zu seinen Zwecken nutzt. Sie verleihen dem Raum seine Eigenart und Besonderheit und geben Auskunft über das Alltagsleben früherer Generationen. Zu den neu hinzugekommenen Elementen des Katasters zählen historische Straßen, Gräben, Weiher, Steinbrüche oder Kastanienhaine.
Die größte Zahl der Neuzugänge sind jedoch Grenzsteine, deren Daten von ehrenamtlichen Heimatforschenden wie Wilhelm Ott aus Dreieich stammen. Einige Kulturhistorische Landschaftselemente fielen aus dem Kataster heraus, weil sie zerstört wurden. Andere haben inzwischen von den Denkmalbehörden den Status Denkmalobjekte erhalten. Das ist ein besonderer Erfolg, denn die Eintragung ins Denkmalverzeichnis gibt ihnen einen besseren Schutz und sorgt für mehr Aufmerksamkeit.
Auch zahlreiche Baudenkmäler sind in das Kataster hineingekommen. Die Informationen darüber stammen vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege. Die Daten sind nun umfangreich aktualisiert, so dass das Kataster jetzt etwa zwölf Mal so viele Baudenkmäler darstellt wie zuvor. Hinzugekommen sind jeweils die Begründungstexte.
Das Kulturlandschaftskataster gibt es bereits seit 2006 und wird von den 75 Mitgliedskommunen des Verbands, von Planungsbüros, Vereinen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern genutzt. Das Kataster wird auch in Zukunft stetig wachsen. So sollen auch die Daten von Kommunen, die dem Regionalverband beitreten, hinzukommen.
Weitere Informationen zum Thema historische Kulturlandschaft sowie den Link zum Kulturlandschaftskataster finden Sie hier.