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Datum: 07.10.2024

»Gelebter Naturschutz vor Ort«

Regionalverband kürt Mainhausen, Eschborn und Nidda zu Streuobstkommunen 2024.

Große Freude bei den Kids der Käthe-Paulus-Schule Mainhausen: Die Verantwortlichen des Regionalverbands FrankfurtRheinMain übergaben jüngst die Auszeichnung zur »Streuobstkommune 2024« an die Gemeinde Mainhausen um Bürgermeister Frank Simon. Hintere Reihe v. l. n. r.: Harald Classen (BUND), Kai Gerfelder (Mitglied der Verbandskammer des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain), Hartmut Müller (Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt und Mainhausen), Bastian Sauer (Regionaler Streuobstbeauftragter Regionalverband), Rouven Kötter (Erster Beigeordneter Regionalverband), Frank Simon (Bürgermeister Mainhausen), Jessica Eizenhöfer (Schulleitung Käthe-Paulus-Schule Mainhausen).

Streuobstwiesen haben im Rhein-Main-Gebiet wichtige Funktionen: Sie gelten als artenreiche Lebensräume, gleichen das Klima im dicht besiedelten Ballungsraum aus, sind wunderbare Erholungsräume für Jung und Alt – und sorgen für manchen leckeren Schoppen Äppelwoi. Grund genug für den Regional­verband FrankfurtRheinMain, alljährlich engagierte Streuobst­kommunen im Verbands­gebiet auszuzeichnen. Die Sieger des Wettbewerbs »Streuobst­kommune des Jahres« sind die Städte Eschborn, Nidda und die Gemeinde Mainhausen.

„Auch die vierte Runde unseres Wettbewerbs zeigt beeindruckend, mit wie viel Engagement und Einfalls­reichtum sich Kommunen für den Erhalt dieser wertvollen Kultur- und Lebensräume einsetzen“, sagte Rouven Kötter (SPD), Erster Beigeordneter des Regional­verbands anlässlich der Preisverleihungen. „Das ist gelebter Naturschutz vor Ort!“

Für welche Streuobst­wiesen-Projekte sind die Kommunen ausgezeichnet worden? Mainhausen, die kleinste Gemeinde im Landkreis Offenbach, hat sich mit Schwung auf den Weg gemacht, die örtlichen Streuobstwiesen zu erhalten. Mit der Arbeits­gemein­schaft Fledermaus- und Amphibien­schutz Seligenstadt und Mainhausen (AgFA) gab es zwei wegweisende Projekte: Am Bensbruch im Ortsteil Zellhausen wurde der Streu­obst­bestand durch Neu­an­pflanzungen ergänzt und so verjüngt. Getragen wurde dies durch Baum­paten­schaften von Mainhäuser Bürgerinnen und Bürgern.

Auch auf der großen Streu­obst­wiese Im Giern wurden zusammen mit allen Grund­schul­klassen der örtlichen Käthe-Paulus-Schule Bäume gepflanzt. Und im vergangenen Herbst führte die AgFA mit den Schülerinnen und Schülern ein Apfelprojekt durch: Auf dem BUND-Grundstück in Zellhausen wurde geerntet und das Obst anschließend auf dem Schulhof verarbeitet. Initiiert hat die Bewerbung Mainhausens beim Wettbewerb „Streuobstkommune des Jahres“ Kai Gerfelder, der Mainhausen in der Verbandskammer des Regionalverbands vertritt.

Wie genau ist es um unsere heimischen Streuobst­wiesen bestellt? Das fragte sich die Stadt Eschborn und ließ den Verein Main-Taunus Natur­land­schaft und Streuobst eine Erhebung durchführen. Mit bemerkens­werten Ergebnissen: Die Streu­obst­wiesen in der Gemarkung mit 3.800 wertvollen hochstämmigen Obst­bäumen sind in gutem Zustand, weniger als ein Zehntel ist verbuscht. Die Bestände sind zwar überaltert, ökologisch ist jedoch auch Totholz wichtig. Gute Lebens­bedingungen für den selten gewordenen Gartenschläfer, der sich in Eschborn pudelwohl fühlt.

Zur lebendigen Streu­obst­wiesenkultur in Eschborn trägt auch das Engagement von Betrieben wie der Kelterei Roth und von Vereinen wie dem NABU Schwalbach/Eschborn und dem Obst- und Garten­bauverein Niederhöchstadt (OGV) bei. Der OGV ist auch Ausrichter des überregional beliebten Wettbewerbs für Hobbykelterer. Und er vergibt den pomologischen Adelstitel „Nieder­höchststädter Apfelkönig (m/w/d)“.

Die Stadt Nidda hat im Sommer 2023 ein umfassendes Streuobst-Konzept veröffentlicht. Zu den ambitionierten Zielen zählen, dass alle kommunalen Bäume bis 2027 mindestens einen Schnitt erhalten. Private Streuobst-Besitzer und ihre Pächter sollen über die Notwendigkeit pflegerischer Maßnahmen sowie eine mögliche finanzielle Unterstützung informiert sein, auch auf ihren Flächen sollen Baumschnitte erfolgen. Seither laufen viele Förder- und Pflege­maßnahmen. Außerdem nutzt die Stadt das vom Regionalverband FrankfurtRheinMain bereitgestellte Streuobstkataster, um Streuobst-Bestände zu kartieren.

Auch die Obst­wiesen­kultur soll noch stärker im städtischen Leben verankert werden – seit 2023 findet das Niddaer Streuobst­wiesen-Fest statt. Und in der Gemarkung Borsdorf soll auf einer Streu­obst­wiese eine „Kita unterm Apfelbaum“ entstehen, deren Konzept von einer Streuobst­pädagogin mitentwickelt wurde. Initiiert wurde die Bewerbung der Stadt von Adelheid Struck, die Nidda in der Verbandskammer des Regionalverbands vertritt.

Welches sind die Kriterien, um Streu­obst­kommune zu werden? Der Regionalverband zeichnet Kommunen in unterschiedlichen Kategorien aus und hat sich ganz bewusst gegen feste Kriterien entschieden. Eine Fachjury entscheidet anhand der eingehenden Bewerbungen jedes Jahr neu. So wurden schon Kommunen ausgezeichnet, die seit vielen Jahren aktiv sind und umfangreiche Förder­konzepte umsetzen. Es wurden aber auch Kommunen ausgezeichnet, die mit einer neuen Strategie gerade anfangen.

Die Preisträger-Kommunen erhalten als Anerkennung eine hochwertige Trophäe aus heimischem Apfelholz, eine Plakette, eine Urkunde, und einen Gutschein für eine Tages­fortbildung beim Streu­obst­­experten Josef Weimer zu einem Kursthema ihrer Wahl.

Der Regionalverband FrankfurtRheinMain unterstützt seine 80 Mitglieds­kommunen beim Erhalt der Streuobst­wiesen. Anliegen ist es, die vielen Aktiven im Streu­obst­wiesenschutz zusammen zu bringen, diese zu vernetzen.

Zudem setzt sich der Regionalverband beim Land Hessen für die Interessen kommunaler und privater Streuobstakteure ein. Er betreibt das Streuobst-Portal Region FrankfurtRheinMain (www.streuobst-frm.de), gibt das Magazin »Der Apfelbote« heraus und unterstützt das Regionale Streuobstzentrum MainÄppelHaus finanziell.

Außerdem bietet der Regionalverband gemeinsam mit dem MainÄppelHaus und Josef Weimer den Zertifikatskurs »Zertifizierter Landschaftsobstbauer« für Beschäftigte seiner Verbandskommunen an.