Mehr Grün in der Stadt für die Klimaanpassung
Beim zweiten Vernetzungsflächen der Grünflächen- und Umweltämter im Haus der Region (von links): Nina Stiehr (Fachdienstleiterin FD Klimaschutz und Klimaanpassung, Stadt Maintal); Yvonne Richter (Abteilungsleiterin Umweltreferat, Stadt Kronberg im Taunus); Bettina Kühn (Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit, Regionalverband), Rouven Kötter, (Erster Beigeordneter, Regionalverband); Kirsten Schröder-Goga (Abteilungsleiterin Klima, Energie und Nachhaltigkeit, Regionalverband).
Grünflächen in den Kommunen müssen nicht mehr nur „hübsch“ sein. Sie erfüllen viele weitere Aufgaben. Am 24. Februar trafen sich gut 70 Fachleute aus den Verwaltungen der 80 Verbandskommunen zum zweiten Vernetzungstreffen der Grünflächen- und Umweltämter beim Regionalverband FrankfurtRheinMain.
Rouven Kötter (SPD), Erster Beigeordneter des Regionalverbandes, sagte zur Begrüßung: „Die Kommunen stehen bei vielen Themen unter Druck, auch bei der Anlage und Pflege der Grünflächen. Es soll hübsch aussehen, die Biodiversität unterstützen, pflegeleicht sein, für Kühlung sorgen und möglichst wenig Kosten verursachen – aber immer akkurat gepflegt sein. Eine kaum zu lösende Aufgabe. Das Haus der Region soll auch bei dieser Herausforderung ein Ort des Austauschs, der Impulse und der Vernetzung sein, damit die Kolleginnen und Kollegen in den zuständigen Ämtern mit guten Ideen und Lösungsansätzen zurück in die Region fahren können. Davon profitieren letztlich alle Menschen in unserer Region.“
Was gerade die großen Herausforderungen für die Ämter sind, erklärte Kirsten Schröder-Goga, Leiterin der Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit des Verbandes anlässlich der Veranstaltung: „Die Planung und Pflege von Grünflächen hat sich in den vergangenen Jahren massiv gewandelt. Klimawandel und Artenrückgang sind die aktuellen Herausforderungen. Eine intensive, nachhaltige Durchgrünung ist eine richtige Antwort darauf“, sagte sie. Gut angelegte Grünflächen sorgten für Kühlung und seien wichtige Wasserspeicher. Zugleich werde ein Ort für biologische Vielfalt geschaffen.
Ideen für mehr Grün gab es an diesem Tag zuhauf. Yvonne Richter, Abteilungsleiterin des Umweltreferates der Stadt Kronberg im Taunus zeigte anhand ihrer Kommune, wie man naturnahe Flächen anlegen und pflegen kann. Ihr Haus macht das mittlerweile so gut, dass sie mit dem „StadtGrün naturnah“- Goldlabel des Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt“ und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zertifiziert worden ist. Richters Leitsatz: „Auch naturnahe Flächen funktionieren nur, wenn sie regelmäßig gepflegt werden.“ Die Referentin machte sich für ein gut koordiniertes Vorgehen stark und nannte auch einige Beispiele: „Wenn wir Spielplätze anlegen, dann haben wir einen Pflegeplan“, so die Umweltreferatsleiterin. Wichtig sei es, auf Fachwissen bei den Planerinnen und Planern zu setzen. Man müsse aber auch lernen, mit Fehlern umzugehen. Richter dazu: „Es passieren Fehler, doch diese Flächen sind erstaunlich robust.“
Sehr anschauliche Einblicke in die Baumpflanzungsinitiative „Mehr Räume für Bäume“ gab Nina Stiehr, Fachdienstleiterin FD Klimaschutz und Klimaanpassung der Stadt Maintal. Dort konnten sich Bürgerinnen und Bürger meterhohe Bäume im Ort abholen und anschließend zu Hause pflanzen. Dabei konnten sie aus einer Liste von dutzenden Bäumen auswählen. Mit 30 Euro pro Baum war man dabei. Manche von ihnen fuhren dann ihre Jungbäume auf uralten Karren durch die Stadt, andere waren mit Autoanhängern unterwegs.
Zwischen 2021 und 2024 sind fast 1.000 neu angepflanzte Bäume in Maintal zusammengekommen. „Wenn wir auf städtischen Flächen eine solche Baumpflanzaktion durchgeführt hätten, dann hätten wir das nicht stemmen können“, sagte sie. Natürlich ging das alle nicht von heute auf morgen: Nina Stiehr erzählte, wie die Stadt solch ein Projekt finanziell, organisatorisch und gemeinsam mit den lokalen Vereinen und der Bürgerschaft umsetzen konnte. Mit dem Ergebnis ist sie zufrieden: „Das wird sich in einigen Jahren bemerkbar machen“, so Stiehr.
Nach all diesen Eindrücken konnten sich die Beteiligten anschließend in drei Arbeitsgruppen weiter austauschen. Beim Thema Klimaanpassung wurde klar: Es gibt noch viel zu tun. Denn in vielen Bebauungsplänen sind die Themen „Grün und Blau“, also Grünflächen und Aspekte rund ums Wasser, nicht berücksichtigt. Das sahen viele als Herausforderung. Bei der Arbeitsgruppe zur Biodiversität zeigte sich, dass es einen riesigen kommunalen Bedarf gibt, es aber oft bei den Finanzen hapert. Aus diesem Grund regten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, über Low-Budget-Projekte nachzudenken, wenn mittellose Kommunen zur Förderung der Biodiversität keine großen Würfe machen könnten. In Sachen Kommunikation ging es sehr stark um das Auftreten in der eigenen Verwaltung und gegenüber der Politik. Es wurde klar, dass Grün oft „schüchtern und leise“ daherkommt. Das müsse sich ändern, so der Tenor.
Die Veranstaltung zeigte: Es gibt viel Austauschbedarf darüber, wie man Grünflächen an die aktuellen Herausforderungen anpassen kann. So wird der Regionalverband künftig seinen Kommunen ein Online-Forum anbieten, um noch stärker ins Gespräch zu kommen. Außerdem werden weitere Vernetzungstreffen und Impulsvorträge die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verbandkommunen sowie fachspezifischen Institutionen zukünftig mit reichlich Infos Rund ums Grün versorgen.
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