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Daten zum Wasser

Wasserverbrauch im Rhein-Main-Gebiet

Das Regierungspräsidium Darmstadt stellt jährlich eine Wasserbilanz für das Rhein-Main-Gebiet auf. Im ausgeprägten Trockenjahr 2020 wurden laut dieser Bilanz 246 Millionen m³ Wasser verbraucht. In den Jahren davor lag der Verbrauch bei 241 Millionen m³ (2019) und 245 Millionen m³ (2018, ebenfalls ein Trockenjahr).

Zu sehen ist auch eine leichte Zunahme im Verbrauch der Haushalte im Vergleich zu den Vorjahren. Dies lässt auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie schließen, da Home-Office-Regelungen sowie Lockdowns den Verbrauch im eigenen Heim gesteigert haben. Aufgrund von Schließungen der Schwimmbäder und ausgefallenen Urlauben wurden im Sommer 2020 deutlich mehr private Pools angeschafft und befüllt. Dies führte in einigen Kommunen zu ungeahnten Verbrauchsspitzen.

Trinkwasserverbrauch im Regierungsbezirk Darmstadt nach Verbrauchssektoren 1977-2021 (Wasserbilanz 2021 Regierungspräsidium Darmstadt); Grafik: Regierungspräsidium Darmstadt


Wasserversorgung in der Region

Der Wasserbedarf für das Verbandsgebiet mit 2,4 Millionen Menschen in 80 Kommunen wird zu großen Teilen aus Grundwasser gedeckt. Die bedeutenden Grundwasservorkommen in der Region befinden sich vor allem im Hessischen Ried, Westlichen Unteren Vogelsberg, der Wetterau und im Hessischen Untermain. Das Wasserhaushaltsgesetz (§ 50 Absatz 2) gibt vor, dass für die öffentliche Wasserversorgung vorrangig ortsnahe Wasservorkommen genutzt werden sollen. Falls ortsnahe Wasservorkommen quantitativ oder qualitativ nicht geeignet sind oder der Aufwand nicht vertretbar wäre, darf der Wasserbedarf aus ortsfernen Wasservorkommen gedeckt werden.

Während einige ländliche Gebiete auf eigene Wasservorkommen zurückgreifen können, sind andere Kommunen auf die Wasserversorgung über Fernleitungen angewiesen. Gründe hierfür sind beispielsweise natürliche Gegebenheiten wie Grundwasservorkommen mit geringer Ergiebigkeit im Taunus und Odenwald oder ein hoher, weiter steigender Wasserbedarf der Großstädte. Viele lokale Wasserversorger sind daher in überörtlichen oder überregionalen Verbänden organisiert, um die Versorgung der Städte und Gemeinden mit Trinkwasser sicherzustellen. Durch den anhaltenden Bevölkerungszuwachs und die Folgen des Klimawandels ist die Schaffung und Weiterentwicklung einer regionalen Versorgungstruktur von großer Bedeutung. Eine kurze Übersicht der Trinkwasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet bietet ein Video des Landesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (LDEW).

Um bei der Trinkwassergewinnung die Belastung der Grundwasserkörper durch die Wasserentnahme gering zu halten, wird im Rhein-Main-Gebiet Grundwasseranreicherung (zum Video des Wasserverbands Hessisches Ried) betrieben. Dafür entnimmt der Wasserverband Hessisches Ried Oberflächenwasser aus dem Rhein und bereitet dieses im Brauchwasserwerk Biebesheim auf. Anschließend werden jährlich bis zu 38 Millionen m³ des so gewonnenen Brauchwassers im Hessischen Ried infiltriert, bis zu 5 Millionen m³ werden zudem für landwirtschaftliche Bewässerung zur Verfügung gestellt. Im Frankfurter Stadtwald nutzt Hessenwasser nach demselben Prinzip etwa 5 Millionen m³ Mainwasser zur Grundwasseranreicherung.

Handlungsmaßnahmen in der Region

Durch den steigenden Trinkwasserbedarf und die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt ist es notwendig, die Wasserversorgung und den Wasserverbrauch an die neuen Herausforderungen anzupassen. Beispielsweise kann die Infrastruktur optimiert werden: Infiltrationsanlagen zur nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung müssen bei Bedarf erweitert, Speichervolumen zur Überbrückung von Trockenperioden geschaffen und Rohrnetzausbau betrieben werden. Weiterhin haben Kommunen die Möglichkeit, sich einem Trinkwasserleitungsverbund anzuschließen.

Zudem gibt es in Kommunen noch ein hohes Potential zur Einsparung von Wasser und dem Ersetzen von Trinkwasser durch andere Wasserressourcen. So kann beispielsweise Brauchwasser statt wertvollem Trinkwasser für Toilettenspülungen oder zur Bewässerung eingesetzt werden (siehe Informationen zu »Nutzung von Regenwasser und Brauchwasser« unter »Umgang mit Wasser«). Gleichzeitig besteht Handlungsbedarf in der Bevölkerung und der Industrie. Jede einzelne Person und jeder Betrieb kann durch das individuelle Verhalten zu einem bewussten Umgang mit der Ressource Wasser und damit zu einer nachhaltigen Wassernutzung beitragen.

Wasser im Wandel

Das hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat die Folgen des Klimawandels für Hessen unter verschiedenen Handlungsszenarien zusammengefasst. Das Klimaschutz-Szenario beschreibt dabei ein Szenario, in dem wichtige Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen umgesetzt wurden, während das „Weiter-wie-bisher“-Szenario die aktuelle Situation ohne eine deutliche Reduktion des Treibhausgasausstoßes beschreibt. Im Klimaschutz-Szenario genauso wie im Weiter-wie-bisher-Szenario ist mit dem Anstieg von Hitzetagen und Starkregen zu rechnen. Daraus ergibt sich ein Spannungsbogen zwischen zu viel und zu wenig Wasser in Kommunen. Bei Hitze und Trockenheit wird die Bodenfeuchte verringert und Regen kann nicht mehr in den Boden eindringen. Die dadurch vertrocknete Vegetation trägt nicht mehr zur Verdunstungskühlung in heißen Sommernächten bei. Kommt es dann zu einem Starkregenereignis, kann bei einer ausgetrockneten Wiese das Wasser ähnlich schlecht versickern wie auf Asphalt. Das Wasser läuft dann auf der Oberfläche in das nächste Gewässer ab. So kann es bei starken Regenereignissen im Sommer zu Überflutungen kommen.

Für die Wasserversorgung mit Grundwasser ist es wichtig, dass regelmäßig ausreichend Regen oder Schmelzwasser infiltriert und den Grundwasserkörper wieder auffüllt. Dieser Prozess heißt Grundwasserneubildung. Laut der aktuellen Klimastudie (2021) der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main wird sich die Neubildung von Grundwasser in der Region bis etwa 2050 nur moderat, ab dann jedoch signifikant verändern. Die Niederschlagsmengen werden sich zunehmend vom Sommer in den Winter verschieben. Daher wird sich die Grundwasserneubildung noch stärker als bisher auf das Winterhalbjahr konzentrieren. Ausgeprägte trockene Phasen sowie ein höherer Wasserbedarf im Sommer können daher zu größeren Schwankungen der Grundwasserstände führen. Auch ist davon auszugehen, dass der Bedarf für landwirtschaftliche Bewässerung deutlich zunehmen wird. Gründe dafür sind trockenere Sommer, steigende Temperaturen und damit höhere Verdunstung sowie verlängerte Vegetationsperioden.

Grundwasserneubildung aus Niederschlag von 1951 bis 2020 in Hessen (HMUKLV / HLNUG 2021, Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Hessen - Bewirtschaftungsplan Hessen 2021-2027); Grafik: HMUKLV


Der mittlere Wasserbedarf (Grundlast) wird derzeit allerdings weniger vom Klimawandel als vielmehr durch die demografische Entwicklung bestimmt. Die Bevölkerung in der Region FrankfurtRheinMain und damit auch der Wasserbedarf wachsen stetig weiter (siehe „Wasserverbrauch im Rhein-Main-Gebiet“). In Zukunft kommen also mehrere Komponenten zusammen: Viele Menschen in der Region brauchen in heißer werdenden Sommern immer mehr Wasser.