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Stein-Iglu, Naturteich und Sandarium

Zu Besuch bei Kerstin Kwasniok in Karben

Wie sich dieser Reihenhaus-Garten verändert hat, ist enorm: Was früher eine triste Rasenfläche mit zugewuchertem Teich war, präsentiert sich nun als vielfältig gestaffelte Garten­kulisse inklusive Wild­blumen­wiese, Staudenbeet, Trockenmauer, Totholz­haufen und Naturteich.

Kerstin Kwasniok ist es in vorbildlicher Weise gelungen, auf einer kleinen Fläche von nur zirka 100 Quadratmetern ihres Reihenhaus-Gartens diverse Zonen für Artenvielfalt zu verwirklichen und dabei die Klima­an­passung zu berücksichtigen. „Als wir die Immobilie vor drei Jahren kauften, hatte ich mit meinem Mann die Idee, die Fläche hinter dem Haus komplett neu anzulegen“, sagt die Karbenerin. Zwei Jahre lang arbeitete das Ehepaar Stück für Stück daran, einen naturnahen Garten zu kreieren – das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Der Rundgang beginnt vor der Terrasse, wo insekten­freundliche Stauden gepflanzt und Wildstauden ausgesät wurden. Auf dem Grundstück sind viele insektenfreundliche Arten zu finden, zum Beispiel Krokusse, Trauben­hyazinthen, Schlüsselblumen, Löwenzahn, Gundermann, Nachtkerze, Prachtscharte, Disteln, Glocken­blumen, Thymian, Storchen­schnabel, Sonnenhut, Flockenblumen, Wildrose, Rambler- und Bienen­weide-Rosen, fette Henne, Blut­weiderich und Schafgarbe.

„Hier blüht's von März bis Ende Oktober. Am besten, man nutzt Stauden und Samen aus der Region, damit die Pflanzen gut zu den Boden- und Witterungs­verhältnissen sowie zu den Insekten der Gegend passen“, rät die leidenschaftliche Hobby-Gärtnerin. Das gilt auch für die Wildblumenwiese, die sie auf einer Fläche von aktuell 4 Quadratmetern angelegt hat.

Daneben ranken sich zwei Staudenwicken, die sich zu Magneten für Holzbienen und anderen Insekten entwickelt haben. Apropos Bienen: Einen Schritt weiter ist das Sandarium zu bestaunen. Dafür hat Frau Kwasniok ein Loch von 60 Zentimeter Tiefe und einem Durchmesser von etwa 80 Zentimetern ausgehoben und mit Sand gefüllt. Bislang ist die Nistgelegenheit im Boden allerdings noch verwaist. Das Sandarium geht in ein weiteres Staudenbeet über, das von einer Trocken­mauer aus Basalt­steinen eingefasst ist.

Unter einem großen, wilden Kirschbaum in der Mitte des Gartens bilden Stein-Iglu und Totholzhaufen ein Zuhause für Mäuse, Spinnen, Insekten und Vögel. Dieser Baum spendet im Sommer auch Schatten über einem Sitzplatz. An der Wasserlinie des zirka 8 Quadratmeter großen Teichs hat die Karbenerin weitere Steingebilde errichtet, die den Molchen auch an Land Unterschlupfmöglichkeiten bieten. Auch andere Tiere halten sich gern im Garten auf. „Igel, Marder, Mäuse, Eichhörnchen, aber auch Libellen, Hornissen und verschiedene Schmetterlinge haben wir bereits gesichtet. Das Wasser in der Vogeltränke wechseln wir täglich“, erzählt sie.

Beim Bau der Futter­stelle für Vögel war Kreativität gefragt. Ein Behälter mit einem Sieb unter dem Vogel­häuschen verhindert, dass andauernd Körner auf die Erde fallen. „Ständiges Vogelfutter auf dem Boden lockt Ratten an, vor allem, wenn man so naturnah wohnt wie wir.“

Der Garten stößt unmittelbar an ein Feld mit weitem Horizont. Getrennt werden Garten und land­wirt­schaftliche Fläche von einem Staketenzaun – stilecht wird die Gartentür von einem Weiden­bogen umrankt. Auch jenseits der Zaun­grenze blüht es: Auf einem schmalen Streifen zwischen Zaun und Feldweg hat die 64-jährige den Garten um ein paar Zentimeter erweitert und Kornblumen, Borretsch, Disteln, Natternkopf und weitere Wildpflanzen ausgesät.

Ein besonderes Highlight ist der Weg, auf dem die Gärtnerin den Besucher durch den Garten führt. Anstelle rechteckig genormter Gehweg­platten mäandert ein mosaikähnlicher Weg aus diversen Natursteinen durchs Grün. Dafür wurden Restposten und Stein-Überbleibsel von anderen Baustellen besorgt. Allerdings war es richtig viel Arbeit, die Natursteine eigenhändig im Kies-Sandbett zu verlegen. „Für einen Meter Weg haben wir 2 bis 3 Stunden gebraucht.“

Bleibt neben der immergrün berankten Wand zum Nachbarshaus noch die 800-Liter umfassende Regentonne zum sparsamen Gießen zu erwähnen. „Ich gieße sparsam, lieber alle 1 bis 2 Wochen richtig“, erzählt sie. Ansonsten lauten ihre Maximen für die Pflege des naturnahen Gartens: „So einfach wie möglich, wenig eingreifen, eher mehr als weniger stehen lassen, und immer mal wieder etwas ausprobieren!“

Kerstin Kwasniok erzielte beim Fotowettbewerb „Blühende Gärten“ den 2. Platz in der Kategorie »Garten«.