Tipps für insektenfreundliches und klimarobustes Gärtnern
Der Klimawandel macht sich auch in unserer Region immer deutlicher bemerkbar. Die Sommer sind trocken und heiß, die Temperaturen im Winter sind oft zu mild. Auch unsere Gärten leiden unter den Wetter-Extremen wie beispielsweise hohe Temperaturen, heftige Regenfälle und starke Stürme. Zusätzlich erleben wir einen massiven Rückgang der Insekten, da sie in der Landschaft nur noch wenig Nahrungsangebote oder natürliche Nistmöglichkeiten finden. Die Folgen sind Wassermangel und der Rückgang der Biodiversität. Man muss jedoch nicht tatenlos zusehen, sondern kann selbst gegensteuern: Mit ein wenig Planung und ein paar kleinen Tricks können Gärten nicht nur eine Wohlfühloase für Menschen, sondern auch Lebensraum für Tiere sein und das Mikroklima verbessern. Ganz nebenbei leistet man so einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz. Viele Tipps können auch in kleinen Gärten oder auf dem Balkon ganz einfach umgesetzt werden.
Artenvielfalt im Garten fördern
Ein vielfältiger und strukturreicher Garten bietet nicht nur ein buntes Blüherlebnis, sondern sorgt auch für einen klimaangepassten Garten: Sträucher und Bäume, mehrjährige größere Stauden, kurzlebige sowie niedrige Pflanzen und Bodendecker sind hier zu finden. Sie spenden sich gegenseitig Schatten und bieten unterschiedlichen Lebensraum für Insekten. Eine Mischung aus heimischen, standortangepassten Pflanzenarten ist widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen, Krankheiten und Wetterextremen.
Für die Förderung der Artenvielfalt ist der Verzicht auf Chemie wie Herbizide und Insektizide im Garten unerlässlich.
Insektenfreundliche und klimaangepasste Pflanzen wählen
Vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst sollte immer etwas blühen und fruchten, um den Insekten und auch Vögeln ganzjährig Nahrung zu bieten. Je mehr Blüten eine Pflanze hat desto besser. Heimische Arten sind zu bevorzugen, denn viele Wildbienen- und andere Insektenarten haben sich auf deren Blüten spezialisiert. Bunte Wildblumenwiesen können das Nahrungsangebot ergänzen.
Auch in Balkonkästen können Sie Wildblumenmischungen aussähen. Küchenkräuter wie beispielsweise Thymian, Dill und Schnittlauch schmecken nicht nur uns, sondern sind auch eine gute Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten.
Bei der Pflanzenwahl sollte man darauf achten, dass diese auch ausreichend Nektar anbieten. So sind Forsythien reichlich blühende Frühjahrsboten, doch haben sie höchst selten Pollen oder Nektar anzubieten. Auch stark gefüllte Blüten, wie bei manchen Rosen- oder Dahlienarten bieten Bienen keine Nahrung.
Mit der zunehmenden Trockenheit kommen besonders Pflanzen gut zurecht, die tief wurzeln, wie beispielsweise Schmetterlingsflieder, Sanddorn und Salbei. Es gibt auch Pflanzen, die Hitze gut tolerieren, wie Arten der Fetten Henne (Sedum) oder der Feldahorn.
Unordentliche Ecken zulassen
Bis in die letzte Gartenecke penibel gepflegte Gärten bieten wenig Lebensraum. Zu viel Ordnung im Garten macht unnötig Arbeit und schadet nur. Ein pflegeleichter Garten muss gar nicht ungepflegt wirken. So können stehen gebliebene hohle Stängel zu Bruthöhlen für Wildbienen werden, unter liegen gelassenem Laub Käfer überwintern oder Brennnesseln Futterpflanzen für viele Schmetterlingsraupen wie den Tagpfauenauge sein. Wer genug Platz hat, kann außerdem Stapel aus Totholz oder Steinen platzieren. Die Hohlräume dienen den Insekten als Unterschlupf und Nistplätze. Bodendecker statt offenem Boden reduzieren den Arbeitsaufwand erheblich.
Kompost statt Gartenerde verwenden
Gartenerden bestehen oft aus bis zu 90 Prozent Torf. Torf ist ein organisches Sediment, welches über viele Tausend Jahre in Mooren entsteht. Beim Abbau von Torf werden die Moore zerstört und große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Besser ist ein eigener Komposthaufen: Bodenlebewesen zersetzen hier Küchenabfälle und Grünschnitt zu nährstoffreichem Humus. Dieser eignet sich hervorragend als Dünger und hilft dabei, die Bodenqualität in Ihrem Garten zu verbessern.
Sie haben keinen Platz für einen Komposthaufen? Eine platzsparende Wurmkiste ermöglicht eine Kompostierung von Bioabfällen mit Hilfe von Regenwürmern sogar in den eigenen vier Wänden oder auf dem Balkon. Wem das alles nicht zusagt, der sollte beim Kauf von Erde auf torffreie Bio-Gartenerde zurückgreifen.
Weniger gießen
In den heißen und trockenen Sommertagen brauchen die Pflanzen zusätzlich Wasser. Es muss jedoch nicht viel gegossen, werden, wenn man folgendes berücksichtig:
Kompost ist nicht nur ein guter Gartendünger, sondern er speichert auch Wasser. So können Pflanzen im Kompost länger davon zehren. Offener Boden sollte möglichst mit einer Schicht Mulch bedeckt bleiben, um ihn gegen Sonneneinstrahlung und Wind und damit vor Verdunstung zu schützen. Hierfür sind Grasschnitt, Stroh, Laubblätter oder auch Brennnessel geeignet. Letztere werden außerdem gerne von Regenwürmern verarbeitet.
Beim Wässern, sollte lieber nur alle 2-3 Tage, dafür aber reichlich und nicht in der Mittagshitze gegossen werden. Damit wird die Pflanze angeregt mehr in die Tiefe zu wurzeln. Wird häufig nur eine kleine Menge aufgebracht, erreicht das Wasser die Wurzeln oft nicht und verdunstet nur oder die Wurzeln bleiben flacher.
Regenwasser nutzen
Um immer ausreichend Wasser zum Gießen zu haben, sollte Regenwasser gesammelt werden. Ein einfaches Regenfass oder eine größere Zisterne können Wasser für trockene Zeiten speichern. Das spart wertvolles Trinkwasser. Aber Vorsicht: Ist der Speicher nach einer längeren Trockenzeit leer, sollten Sie nicht alles auf einmal mit Wasser aus dem Hahn nachfüllen. Nutzen viele Menschen gleichzeitig große Mengen Wasser, kann es für unsere Wasserversorgung eng werden.
Regenwasser auf dem Balkon aufzufangen, gestaltet sich etwas schwieriger. Um dennoch verantwortungsvoll mit dem Trinkwasser umzugehen, können Sie zum Beispiel Obst und Gemüse statt unter fließendem Wasser in einer Schüssel waschen und das Wasser später zum Gießen verwenden.
Weniger Steinflächen
Großflächige Bodenversiegelungen passen nicht zum klimaangepassten Garten. Solche Flächen heizen sich im Sommer stark auf, dies gilt auch für Schottergärten, und leiten Regenwasser nur oberflächlich ab. Auf unbefestigten Böden hingegen kann das Wasser in den Untergrund versickern und so die Grundwasservorräte erneuern. Unversiegelte Böden können so auch vor Überschwemmungen schützen und die Kanalisation entlasten. Im Sommer sorgt die feuchte Erde durch ihre Verdunstungskälte für angenehme Temperaturen im Garten.
Was, wenn der Boden doch etwas tragfähiger sein muss? Verwenden Sie wasserdurchlässige Alternativen. Porenpflaster oder Rasengittersteine eignen sich für Abstellplätze und Hofeinfahrten. Für die Terrasse kommen Holzroste oder Holzdielen auf einem gut durchlässigen Untergrund in Frage.
Weitere Informationen zum klimaangepassten und insektenfreundlichen Gärtnern finden Sie auch