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Datum: 02.02.2024

Maulbeerbäume, Milchkännchen und alte Gullydeckel in Glauburg

In diesen Maulbeerbäumen tummelten sich einst Seidenraupen. (Foto: Alexandra Kruse)

Die Gemeinde Glauburg steckt voller Geschichte und Geschichten. Natürlich sind da der Glauberg und der welt­berühmte Keltenfürst. Doch auch an anderen Stellen gibt es von Menschen geschaffene Spuren in unserer Landschaft zu entdecken. Nun sind diese Kultur­historischen Land­schafts­elemente (KHLE) ins Kultur­landschafts­kataster des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain eingepflegt worden.

Die Maul­beer­bäume von Glauburg-Stockheim sind herrlich anzusehen, doch sie erinnern an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Ende 1940, also im Zweiten Weltkrieg, gab es einen Erlass des Reichsministeriums für Wissenschaft und Erziehung. In den Volks­schulen sollten Seidenr­aupen gehalten werden, um Seide für Fallschirme zu produzieren, die das Militär benötigte. So pflanzte die Volks­­schule von Stockheim 65 Maul­beer­bäume, von denen sich Seiden­raupen ernähren sollten. Schülerinnen und Schüler fütterten sie mit den Blättern des Maul­beer­baumes, ihre Lehrerinnen und Lehrer sammelten die Kokons ein. Gut 15.000 Kokons waren für einen Fallschirm nötig. Jedoch war die Qualität der Seide gering.

Doch es gibt auch Schönes zu entdecken: Da ist zum Beispiel das alte Milch­bänkchen, auch bekannt als „s´ Melschbenkelsche“, unterhalb der Evangelischen Kirche von Glauberg. Drei Bauern errichteten sie 1958. Auf dem Bänkchen standen die nummerierten Milchkannen der Bauern aus der Umgebung. Ein Milchkutscher holte die Kannen zur Weiter­ver­arbeitung der Milch ab. Die Metallteile der Bank hat ein lokaler Schmied aus gebogenen Rundeisen von den Rädern eines Leiterwagens geschmiedet. Heute ist das Milch­bänkchen ein beliebter Treffpunkt. Eine original erhaltene Milchkanne erinnert an dessen früheren Zweck.


Ein besonderes Kuriosum unter den Kulturhistorischen Landschafts­elementen ist der Gully­deckel. Dieses historische Stück erinnert an den Versuch Glauburgs, eine eigene Wasser­versorgung aufzustellen. Das war Anno 1913. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Erst 1958 erhielt Glauburg dann eine eigene Wasser­versorgung.

Glauburg besaß einen eigenen „Pechofen“. Von 1840 bis etwa 1880 produzierte dort ein „Köhler aus dem Odenwald“ Teer. Heute noch ist die gut einen Meter hohe Erhebung des Ofens zu erkennen. Den Teer gewann er aus harzhaltigen Tannen­stümpfen. Mit einer Schubkarre und Fässern ging er von Dorf zu Dorf und verkaufte das Pech dosenweise. Es diente zur Wund­behandlung von Tieren, Bestandteile davon auch als Wagenschmiere.

Diese alte »Chaussee« verbindet Effolderbach und Glauberg. (Foto: Alexandra Kruse)

Zu den Kultur­historischen Land­schafts­elementen von Glauberg gehört auch die historische Chaussee hinter dem Hofgut Leustadt. Sie verbindet Effolderbach und Glauberg. Auf der einen Seite gedeihen Obstbäume. Die Trasse besitzt noch zum Teil ihre ursprüngliche Oberflächengestaltung. Solche historischen Webeverbindungen sind von kulturgeschichtlicher Bedeutung, wenn sie in Gestaltung und Material noch weitgehend ihrem ursprünglichen Zustand entsprechen. Das heißt, diese Straße ist nicht nur alt, sie sieht auch noch so aus wie damals.


Weitere Informationen:

Im Jahre 2020 sind die fünf Wetterauer Kommunen Echzell, Glauburg, Limeshain, Nidda und Ranstadt dem Regionalverband beigetreten. Zu den Services des Regionalverbandes gehört das Kultur­landschafts­kataster. Inzwischen sind die Land­schafts­elemente der Beitrittskommunen ins Kataster integriert. Mehr zu den vier Wetterauer Kommunen im Kulturlandschatskataster

Hier geht es zum Kulturlandschaftskataster: www.kulturlandschaft-frm.de