Maulbeerbäume, Milchkännchen und alte Gullydeckel in Glauburg
Die Gemeinde Glauburg steckt voller Geschichte und Geschichten. Natürlich sind da der Glauberg und der weltberühmte Keltenfürst. Doch auch an anderen Stellen gibt es von Menschen geschaffene Spuren in unserer Landschaft zu entdecken. Nun sind diese Kulturhistorischen Landschaftselemente (KHLE) ins Kulturlandschaftskataster des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain eingepflegt worden.
Die Maulbeerbäume von Glauburg-Stockheim sind herrlich anzusehen, doch sie erinnern an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Ende 1940, also im Zweiten Weltkrieg, gab es einen Erlass des Reichsministeriums für Wissenschaft und Erziehung. In den Volksschulen sollten Seidenraupen gehalten werden, um Seide für Fallschirme zu produzieren, die das Militär benötigte. So pflanzte die Volksschule von Stockheim 65 Maulbeerbäume, von denen sich Seidenraupen ernähren sollten. Schülerinnen und Schüler fütterten sie mit den Blättern des Maulbeerbaumes, ihre Lehrerinnen und Lehrer sammelten die Kokons ein. Gut 15.000 Kokons waren für einen Fallschirm nötig. Jedoch war die Qualität der Seide gering.
Doch es gibt auch Schönes zu entdecken: Da ist zum Beispiel das alte Milchbänkchen, auch bekannt als „s´ Melschbenkelsche“, unterhalb der Evangelischen Kirche von Glauberg. Drei Bauern errichteten sie 1958. Auf dem Bänkchen standen die nummerierten Milchkannen der Bauern aus der Umgebung. Ein Milchkutscher holte die Kannen zur Weiterverarbeitung der Milch ab. Die Metallteile der Bank hat ein lokaler Schmied aus gebogenen Rundeisen von den Rädern eines Leiterwagens geschmiedet. Heute ist das Milchbänkchen ein beliebter Treffpunkt. Eine original erhaltene Milchkanne erinnert an dessen früheren Zweck.
Ein besonderes Kuriosum unter den Kulturhistorischen Landschaftselementen ist der Gullydeckel. Dieses historische Stück erinnert an den Versuch Glauburgs, eine eigene Wasserversorgung aufzustellen. Das war Anno 1913. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Erst 1958 erhielt Glauburg dann eine eigene Wasserversorgung.
Glauburg besaß einen eigenen „Pechofen“. Von 1840 bis etwa 1880 produzierte dort ein „Köhler aus dem Odenwald“ Teer. Heute noch ist die gut einen Meter hohe Erhebung des Ofens zu erkennen. Den Teer gewann er aus harzhaltigen Tannenstümpfen. Mit einer Schubkarre und Fässern ging er von Dorf zu Dorf und verkaufte das Pech dosenweise. Es diente zur Wundbehandlung von Tieren, Bestandteile davon auch als Wagenschmiere.
Zu den Kulturhistorischen Landschaftselementen von Glauberg gehört auch die historische Chaussee hinter dem Hofgut Leustadt. Sie verbindet Effolderbach und Glauberg. Auf der einen Seite gedeihen Obstbäume. Die Trasse besitzt noch zum Teil ihre ursprüngliche Oberflächengestaltung. Solche historischen Webeverbindungen sind von kulturgeschichtlicher Bedeutung, wenn sie in Gestaltung und Material noch weitgehend ihrem ursprünglichen Zustand entsprechen. Das heißt, diese Straße ist nicht nur alt, sie sieht auch noch so aus wie damals.
Weitere Informationen:
Im Jahre 2020 sind die fünf Wetterauer Kommunen Echzell, Glauburg, Limeshain, Nidda und Ranstadt dem Regionalverband beigetreten. Zu den Services des Regionalverbandes gehört das Kulturlandschaftskataster. Inzwischen sind die Landschaftselemente der Beitrittskommunen ins Kataster integriert. Mehr zu den vier Wetterauer Kommunen im Kulturlandschatskataster
Hier geht es zum Kulturlandschaftskataster: www.kulturlandschaft-frm.de