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Besuch im Balkon-Dschungel

Zu Gast bei Susanne Schmidt-Barbo in Hofheim am Taunus

Die Sicht von diesem Balkon ist einfach großartig: In der Ferne liegen Frankfurter Flughafen und Rhein-Main-Ebene, nach oben hin öffnet sich endloser Himmel – wunderbar!

Ebenso ungewöhnlich wie der grandiose Panoramablick ist, dass Susanne Schmidt-Barbo ihren Balkon im Dachgeschoss eines Hofheimer Mehrfamilienhauses ganz und gar den Pflanzen, Vögeln und Insekten gewidmet hat. Zahlreiche Wildpflanzen, Kräuter, Pflanzsäcke, Bäumchen, Büsche und Stauden schmiegen sich auf der zirka 17 Quadratmeter großen Außenfläche aneinander.

Menschen müssen sich vorsichtig einen Weg durch die üppige Bepflanzung bahnen, und auch für einen Esstisch bleibt nicht genügend Platz. Doch genau so wollte es die Besitzerin haben: „Ich sitze gern drinnen im Wohnzimmer und schaue auf meinen grünen Balkon, der zum Lebensraum für Vögel und Insekten geworden ist“, erzählt sie.

Der Balkon ist nur zu einem Drittel von einem spitzgiebeligen Dachvorsprung bedeckt. Die Nischen darunter bieten im Winter Schutz für empfindliche Pflanzen und das ganze Jahr über für die Bienenhotels, doch im Sommer nur geringen Sonnenschutz.

„Deswegen sind mir in den ersten Jahren durch Sonne und Wind viele Kulturblumen eingegangen. Danach habe ich vermehrt Pflanzen von Zwiebelblumen, heimische Wildblumen und Kräuter angepflanzt“, erinnert sich Schmidt-Barbo an die Anfänge des Balkon-Projekts.

Während des ersten Corona-Lockdowns wuchs die Idee, die Fläche konsequent nach den Bedürfnissen von Vögeln und Insekten zu gestalten. „Ich säe immer mehr selbst aus und nutze auch Samenkapseln aus den Automaten der Stadt Hofheim“, erzählt die engagierte Balkon-Gärtnerin.

Mittlerweile ist der Balkon fest in Naturhand. In Töpfen und unter den Steinplatten des Balkonbelags leben Tausendfüßler, Asseln, Schnecken, Ameisen und kleine Spinnen. Auch Läuse sind willkommen – als Nahrung für Marienkäfer und Vögel. Gedüngt wird mit Kaffeesatz, Bananenschalen und gelegentlich mit Eierschalen.

Zum Gießen nutzt die Hofheimerin Wasser, das sie beim Ausspülen der Espressomaschine oder Gemüsewaschen auffängt. Abgeschnittene Zweige werden auf dem Balkon zu einem Tummelplatz für Insekten und Vögel aufgeschichtet. „Ich versuche, im Sinne des Bio-Balkon-Prinzips den natürlichen Kreislauf der Natur zu erhalten.“

Manche Pflanzen finden auf wundersame Weise ihren Weg auf den Dachbalkon, so zum Beispiel ein Ahornbaum mit herrlich rot-leuchtenden Blättern: „Der hat sich hier oben selbst ausgesät“, erzählt Susanne Schmidt-Barbo und lächelt.


Susanne Schmidt-Barbo erzielte beim Fotowettbewerb »Blühende Gärten« den 4. Platz in der Kategorie »Balkon«.