Blätterpracht und Klima-Geheimnisse im Frankfurter Ostend
Vorstellung des Frankfurter Paul-Arnsberg-Platz im Gespräch mit Projektleiterin Birgit Greiner
Wie ein großes Dreieck im Frankfurter Ostend, eingekeilt zwischen Bethmannschule, Wohnhäusern und nur ein paar hundert Meter entfernt von der EZB, liegt der Paul-Arnsberg-Platz. Auf mehreren Parzellen stehen vor allem Jungbäume, drumherum gibt es neuangelegte Beete mit Gräsern und Stauden, auf einer der vielen Sitzbänke unterhält sich eine Gruppe Männer. Alles ist noch mit schützenden Holzgeländern umzäunt. Entlang der Wege, die den Stadtplatz durchschneiden, finden sich ein Bücherschrank, mehrere Brunnen wie ein Trinkbrunnen und ein flacher „Wassertisch“ sowie eine berankte Pergola.
Birgit Greiner vom Grünflächenamt der Stadt Frankfurt hat als Projektleiterin an der Neugestaltung des Stadtplatzes intensiv mitgewirkt. Für sie wirkt die Fläche wie ein offenes Buch: „Der Amberbaum dort leuchtet im Herbst besonders schön und bekommt kaum Schädlinge. Die mehrstämmige Gleditschie hat ein fedriges Laub und spendet einen lichten Schatten. Die Purpuresche da hat eine dichte Krone und ist bekannt für violette Herbstfarben.“
Der Paul-Arnsberg-Platz – sein Name erinnert an den gleichnamigen in Frankfurt geborenen jüdischen Historiker, Journalisten, Schriftsteller und Verleger (1899-1978) – entstand im Jahr 2005. Der Ort war zu Beginn extrem versiegelt, im Sommer ein gefühlter Backofen und eher von trister Anmutung. Eigentlich sollte er für einen Markt dienen, was aber nicht funktionierte. „Der Platz wurde nicht gut angenommen, es war eine große, versiegelte Fläche ohne Nutzung“, erinnert sich Greiner. Die von Bürgerseite gegründete Paul-Arnsberg-Platz-Initiative nahm sich des Platzes an. Gemeinsam mit der Stadtplanerin Hanne Münster-Voswinkel veranstaltete sie einen VHS-Workshop zur Umgestaltung. Beim Kurs wurden viele Ideen gesammelt, den umstrittenen Platz neu zu formen. „Das ist einmalig“, sagt Greiner vom Grünflächenamt über das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger und dessen Bedeutung für die Planung. Zahlreiche Vorschläge – zum Beispiel für mehr Grün, mehr Schatten, mehr Aufenthaltsqualität bessere Sitzangebote und eine Pergola – flossen in den Entwurf zur Neugestaltung ein, den das Landschaftsarchitektenbüro Ipach Mayerhofer erarbeitete. „Die Menschen hier fühlen sich mittlerweile sehr verbunden mit dem Platz“, so Greiner. Und von den Schülerinnen und Schülern der Bethmannschule werde der Park schon als erweiterter Schulhof genutzt, freut sie sich.
Elf Monate lang wurde gebaut, seit Juli 2023 ist der neue Paul-Arnsberg-Platz fertig. 1,5 Millionen Euro hat das Modellprojekt für klimaangepasste Gestaltung die Stadt gekostet. Statt einer großen versiegelten Fläche mit Trompetenbäumen, die sich nicht für das hiesige Klima eignen, gibt es heute eine große botanische Vielfalt – gut 30 Bäume gedeihen hier. „Heute achten wir darauf, dass die Schattenwirkung der Bäume ausreichend ist. Und wir setzen auf unterschiedliche Baumarten, damit bei einem Schädlingsbefall nicht alle Bäume gleichzeitig ausfallen“, erklärt Greiner. Inzwischen ist der Platz zu 50 Prozent entsiegelt. Gut 4400 Stauden wurden gepflanzt. Sie sind besonders robust gegen Trockenheit und bienenfreundlich. Darüber hinaus gibt es gut 400 Quadratmeter Wiesenfläche mit „Schmetterlings- und Wildblumensaum“, insgesamt 79 Arten.
Einige Klima-Geheimnisse des Paul-Arnsberg-Platzes verstecken sich unter der Erde: Für die Bäume hob man große, zusammenhängende Baumgruben von 20 bis 25 Kubikmeter aus. „So wird das Wasser länger verfügbar gemacht, denn durch den Klimawandel gibt es sehr lange Trockenperioden“, erklärt Greiner. Über ein System von Drainagen und Zuflüssen gelangt das Wasser zum Teil unter- und oberirdisch zu den Bäumen. „Wir wollen möglichst viel Regenwasser sammeln. Das kommt den Bäumen zugute“, so Greiner. Selbst das Rückspülwasser des neu entstandenen Trinkbrunnens wird zu einem Baum geleitet.
Vieles muss sich noch entwickeln. Rankpflanzen mit vielversprechenden Namen wie Ufer-Rebe, Klettergurke und buntblättiger Kiwi werden noch etwas wachsen müssen, bis die Pergola ein echter Schattenspender wird, ganz zu schweigen von den Bäumen. Doch Birgit Greiner ist es gewohnt, langfristig zu denken. Sie sagt: „Es wird sich nicht so schnell entwickeln. Erst in 20 Jahren wird die Beschattung vollständig sein.“
Der Frankfurter Paul-Arnsberg-Platz erzielte beim Fotowettbewerb „Blühende Gärten“ den 1. Platz in der Kategorie »Kommunale Grünfläche«.